Alles Lob gebührt Allah, dem Herren der Welten.
Ihn bitten wir um Vergebung, und zu Ihm kehren wir ein. Wir bezeugen, dass es keinen Gott
gibt außer Ihm, dem Einen. Und wir bezeugen, dass Muhammad (SAS) Sein Diener und
Gesandter ist.
„Wahrlich, Allah gebietet, gerecht (zu handeln), uneigennützig Gutes zu tun und freigebig
gegenüber den Verwandten zu sein; und Er verbietet, was schändlich, abscheulich und
gewalttätig ist. Er ermahnt euch; vielleicht werdet ihr die Ermahnung annehmen.”
Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus vom 13-26 März 2017 wird das
Thema unserer heutigen Freitagspredigt (Chutba) inschallah sein:
„Die Haltung des Islams gegen Rassismus “
Liebe Gläubige,
wer die gesellschaftliche Entwicklung in unserem Land, Deutschland, verfolgt, merkt eine
deutliche Zunahme von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gegenüber Ausländern und
Flüchtlinge und deren Einrichtungen sowie Muslime, genährt vom wachsenden
Rechtspopulismus und dessen Ideologie, welche auf Rassismus basiert.
Liebe Muslime,
Zu einer Ethnie, einem Stamm, einer Sprachfamilie zu gehören oder eine bestimmte Hautfarbe
zu haben, sind Zuschreibungen, auf die man selbst keinen Einfluss hat und sich selbst nicht
aussucht. Umso unverständlicher ist es, dass manche meinen, wegen ihrer Herkunft,
Abstammung oder Hautfarbe nicht nur etwas Besseres zu sein, sondern auch noch andere
Menschen zu diskriminieren und geringschätzen zu können.
Deshalb hat der Islam keinen Unterschied zwischen den Menschen gemacht, alle Menschen
sind vor Allah (SWT) gleichgestellt, nur durch die Stärke ihres Glaubens und das Verrichten
von guten Taten, unterscheiden sich die Menschen in ihrer Stellung bei Allah (SWT).
Im edlen Koran in Sure Al-Hujurat, Verse 13 heißt es (in der ungefähren Übersetzung):
„O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen
erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander
kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott
weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.“
Dies wird auch in dem durch Abi Nadrah überlieferten Ausspruch (Hadith) des Gesandten
Allah’s (SASﷺ) unterstrichen, in dem es sinngemäß heißt:
„O ihr Menschen, euer Schöpfer ist eins, ihr habt den gleichen Vater, kein Araber ist besser
als ein Nicht-Araber, und kein Nicht-Araber ist besser als ein Araber, kein rothäutiger ist
besser als ein schwarzhäutiger, und kein schwarzhäutiger ist besser als ein rothäutiger, nur in
dem Grad des im Herzen getragenen Glaubens und der Gottesfurcht unterscheiden sich die
Menschen“
Auch zum Rassismus derjenigen, die sich wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Aussehen für etwas
Besonderes oder Besseres als andere Menschen halten, hat sich der der Prophet (SAS)
unmissverständlich wie folgt geäußert:
„Allah (SWT) schaut nicht auf eure Körper oder euer Aussehen, sondern auf eure Herzen und
Taten.“
Die Aussprüche des Propheten haben ihre Grundlage im Koran. Denn der Islam betont die
Menschenwürde und die besondere Schöpfung durch dem Allmächtigen (SWT).
in Sure Al-Isra, Vers 70 heißt es (in der ungefähren Übersetzung):
„Und wahrlich, Wir haben die Kinder Adams mit Würde ausgestatte [geehrt] und sie über
Land und Meer getragen und sie mit guten Dingen versorgt und sie ausgezeichnet – eine
Auszeichnung vor jenen vielen, die Wir erschaffen haben.“
Diese besondere Auszeichnung des Menschen vor allen Geschöpfen durch Gott wird in Sure
Al-Higr, Vers 28 wiedergegeben (in der ungefähren Übersetzung):
„Wenn Ich ihn nun vollkommen geformt und ihm meinen Geist eingehaucht habe, dann werft
euch vor ihm nieder.”
Dabei spielt die Religion oder Nichtreligion keine Rolle wie ein Beispiel aus dem Leben des
Propheten (SAS) beispielhaft verdeutlicht: Als ein Leichenzug und Beerdigungsgesellschaft
(Janaza) an den Gesandten Allahs (SAS) vorbeizog, wird berichtet, dass er aufstand. Als seine
Gefährten ihn darauf hinwiesen, dass es sich bei dem Toten um einen Juden handelt, erwiderte
der Gesandte Mohammed (SAS) verwundert: „Ist er den kein Mensch?!“ Der Prophet (SAS)
hat so nicht nur an unsern Ursprung erinnert, sondern auch darauf Wert gelegt, jeden Grund
für Hochmut und Rassismus bei den Gläubigen im Keim zu ersticken. Und: Wenn der Prophet
aus Respekt vor der Würde eines toten Menschen aufstand, sind wir nicht erst recht
verpflichtet, die Würde des lebenden Menschen umso höher zu schätzen?
Mehr noch wird die Vielfalt und werden die Unterschiede zwischen den Menschen in ihrer
ethnischen Herkunft, Sprache und Hautfarbe im Islam als Bereicherung und Ergänzung
angesehen. Die Menschen sollen sich in der Vielfalt respektieren und sollen über Allahs Wert
und Vielfalt der Schöpfung nachdenken.
So heißt es im edlen Koran in Sure Ar-Rum, Vers 22 (in der ungefähren Übersetzung):
„Und unter Seinen Zeichen sind die Schöpfung der Himmel und der Erde und die
Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Hierin sind wahrlich Zeichen für die
Wissenden.“
Und auch in dem schon zitierten Vers in Sure Al-Hujurat, Vers 13 wird dies besonders
unterstrichen (in der ungefähren Übersetzung):
„O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen
erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander
kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott
weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.“
Unterschiede und Vielfalt sollen zum gegenseitigen Kennenlernen und Liebe zwischen den
Menschen führen, und nicht dazu dienen, Hass und Rassismus zu verbreiten.
Unser Prophet (SAS) hat uns vor Hochmut und Rassismus gewarnt und bei sich selbst und
seiner Familie angefangen.
So forderte er seine Tochter Fatima auf, gute Taten zu verrichten und sich nicht darauf zu
verlassen, dass sie bei Allah (SWT) besser behandelt werden würde, weil sie die Tochter des
Propheten (SAS) sei.
Auch seiner Tante und seinem Onkel hat er dasselbe empfohlen und all seine Verwandten
davor gewarnt, dass am Jüngsten Tag alle Menschen mit ihren guten Taten zu Allah (SWT)
kommen und sie nicht auf die Barmherzigkeit Gottes wegen der Verwandtschaft zu ihm hoffen
dürften, denn dies würde bei Allah (SWT) an dem Tag nicht zählen, sondern Sie vielmehr auf
die Barmherzigkeit Gottes nur wegen ihrer guten Taten hoffen könnten.
Der Islam bekämpfte Rassismus nicht nur theoretisch, sondern auch in der praktischen
Umsetzung der gottesdienstlichen Handlungen (Ebadat). Denn auch durch das Praktizieren des
Glaubens, wird im Islam jede Form des Rassismus und der Bevorzugung auf Grund äußerer
Merkmale unter den Gläubigen ausgeschlossen:
So beten alle Muslime unabhängig von Hautfarbe oder sozialer Stellung in einer Linie
nebeneinander, keiner steht einem anderen vor, alle knien nieder vor dem Allmächtigen und
lobpreisen Allah (SWT). Ein klares Signal der Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Gläubigen
verdeutlicht auch die Pilgerfahrt (Hadj) nach Mekka, wo Millionen von Muslimen aus allen
Ländern und Kontinenten dieser Welt zusammenkommen und einheitlich in weiß gekleidet
sind (Lebas Al Ihram). Die Kleidung besteht dabei aus zwei Teilen in Weiß und ohne jegliche
Kennzeichnung oder Verzierung, alle Gläubigen Männer haben exakt das gleiche an,
unabhängig davon ob König, Staatspräsidenten oder einfache Muslime ohne besondere
weltliche Stellung.
Dieser Anblick auf der Pilgerfahrt hat auch den schwarzen Bürgerrechtler aus den USA
Malcolm X dazu bewegt, seine Haltung im Bezug auf Rassismus und der weißen Rasse
grundsätzlich zu ändern, denn in den USA zu Zeiten der Rassentrennung und der Verwehrung
der Bürgerrechte gegenüber den Schwarzen, hatte auch Malcolm X die Weißen als Feinde
gesehen. Von der Pilgerfahrt tief beeindruckt schrieb er in seine Autobiographie:
„… da waren zehntausende Pilger, die aus allen Herrenländern kamen, und in allen Augen-
und Hautfarben, unter ihnen waren Blonde Menschen mit blauen Augen aber auch
dunkelhäutige Menschen aus Afrika. Wir alle haben die gleichen Gebete und Pilgerrituale
verrichtet, in einer Atmosphäre von Frieden, Einheit und Brüderlichkeit, ich habe nie erwartet
– wegen meiner Erfahrung in den Vereinigten Staaten von Amerika- das dies zwischen weißen
und nicht-weißen Menschen möglich sein könnte“
Liebe Gläubige,
Rassismus und Hass sind Einstellungen und Gefühle, welche die Menschen im Laufe ihres
Lebens lernen. Diese drücken sich in der Weise aus, dass manche Menschen andere
Mitmenschen hassen, weil sie anders aussehen oder weil sie ihnen fremd sind oder einen
anderen Glauben haben. Wir Muslime können dieser Haltung entgegnen, indem wir auf andere
zugehen und sie kennenlernen, ihnen ihre Vorbehalte und falschen Vorstellungen zu nehmen
versuchen. Indem wir Frieden und Liebe unter unseren Mitmenschen, egal welchen Glaubens,
verbreiten, können wir andere dazu bringen zu lieben, statt zu hassen, denn Rassismus ist kein
Schicksal, mit dem wir uns abfinden müssen.
An dieser Stelle zitieren wir gerne Nelson Mandela, der eines Tages sagte:
„Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen
lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann ihnen auch gelehrt werden zu lieben,
denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil.“
Wir fordern allen Gläubigen dazu auf, sich intensiv an die Aktivitäten gegen Hass und
Rassismus zu beteiligen und Liebe und Frieden in der Gesellschaft und zwischen den
Menschen zu stiften – unabhängig von Herkunft, Rasse oder Religion- , denn dies ist die
KERNBOTSCHAFT unseres Glaubens. Hierzu besteht Gelegenheit, denn im Rahmen der
internationalen Wochen gegen Rassismus, die vom 13. bis 26.03.2017 stattfinden, organsiert
die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus eine Vielzahl von Aktivitäten
rundum das Thema Rassismus.
Möge Allah (SWT) die Taten der Initiatoren und Unterstützer der Stiftung der internationalen
Wochen gegen Rassismus annehmen und sie reichlich belohnen, Ameen!
O Allah, gib uns die Kraft und steh uns bei, tugendhafte Muslime zu werden, an uns weiter zu
arbeiten, um dein Wohlwollen zu erlangen
O Allah, DU bist gnädig und verzeihend und liebst die Nachsichtigen und Bescheidenen, vergib
uns unsere Sünden und verzeihe unsere Verfehlungen O Allah.
O Allah, steh uns bei, das eben gehörte in unserem Leben umzusetzen, um bessere Muslime für
uns für unsere Mitmenschen zu werden.
O Allah, schütze unser Land, Deutschland, und unsere Gesellschaft vor dem Rassismus und
allem Übel und schenke unserem Land, Deutschland, und unserer Gesellschaft Sicherheit,
Wohlstand und Frieden.
O Allah, schenke uns das Gute im Diesseits und im Jenseits – und schütze uns vor dem
Schlechten und Deiner Ungnade. O Allah – segne unseren Prophet (SAS) Und das letzte
unserer Bittgebete sei der Dank und die Lobpreisung Allahs. Amin wa-lhamdu-li-llahi-rabbi-
l´alamin.